Informationen für Therapeuten/HNO-Ärzte





Tinnitus und Therapie

Chronischer Tinnitus kann als Phantomwahrnehmung bezeichnet werden, die im zentralen auditorischen Nervensystem generiert wird.

Diese Wahrnehmung verursacht weitere Reaktionen bei den Patienten. Es handelt sich in den meisten Fällen um Reaktionen des vegetativen Nervensystems wie Erregungszustände, Schlafstörungen, depressive Episoden, Angstzustände usw.

 

Die neuesten Forschungsergebnisse (bildgebende Diagnostik) zeigen, dass die tinnitusbezogenen, neuronalen Aktivitäten in unterschiedlichen Kerngebieten des Gehirns nachgewiesen werden können. Das Innenohr selbst (auch "Generator" genannt) spielt als Auslöser nur eine Nebenrolle.

 

Die Behandlungsnotwendigkeit des chronischen Tinnitus ist abhängig davon, ob es sich um einen kompensierten, komplexen oder dekompensierten Tinnitus handelt. Der kompensierte Tinnitus erfordert keine Behandlung, sondern lediglich einige Counsellingeinsätze in Form von Aufklärungs-, Beratungs- und Betreuungscoachings.

 

Seitens des betreuenden Arztes ist es erforderlich, mit dem Patienten über die Prognose, die tinnitusverstärkenden Faktoren und ohrschädigende Einflüsse zu sprechen. Die allmähliche Gewöhnung an das Ohrengeräusch und damit die Integration in den alltäglichen Lebensablauf muss dem Patienten sukzessiv näher gebracht werden.

 

Der Patient akzeptiert das Geräusch und ist in der Lage es zu überhören, sodass das private und berufliche Leben nicht beeinträchtigt sind.

 

Die Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie empfehlen folgende Ansatzpunkte bei der Behandlung des chronischen Tinnitus bzw. bei der Verstärkung der Habituationseffekte der Reaktionen und der Wahrnehmung beim komplexen, dekompensierten Tinnitus:

 

- Anpassung eines Hörgerätes oder einer Tinnitusmaske

- Habituationstraining in Form von Tinnitusbewältigungsgruppen und Entspannungsverfahren

- Retraining-Therapie

- Einschlafhilfen

- Angstbewältigung

- Depressionsbewältigung

 

Abzulehnen sind polypragmatische Tinnituskuren ohne nachgewiesene Wirksamkeit. Eine stationäre Therapie ist um so eher erforderlich, je höher der Schweregrad des Ohrengeräusches ist.

 

Ziel der Therapie ist die Reduktion des Leidensdrucks verbunden mit einer beruflichen und/oder sozialen Wiedereingliederung. Das Ohrengeräusch soll von einem dekompensierten in einen kompensierten Zustand überführt werden.

 

Eine einmalige zusätzliche Beratung übernehmen auch Selbsthilfegruppen und die Deutsche Tinnitus Liga.


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